Donna Leon
Donna Leon hat sich mit ihren in Venedig angesiedelten Kriminalromanen um Commissario Brunetti in die Herzen eines Millionenpublikums geschrieben. Seit 1992 erscheint jedes Jahr im Diogenes-Verlag ein neuer „Brunetti“, doch in jüngster Zeit haben sich Themen und Schreibmuster ihrer Krimis geändert. „Die herkömmliche Krimiformel von Verbrechen-Ermittlung-Aufklärung interessiert mich eigentlich nicht mehr,“ verriet sie jüngst bei einem Treffen mit Schülern der Klassen 4A und 5A des Sprachengymnasiums in Schlanders. „Was mich mehr beschäftigt, sind die großen Verbrechen, unter denen wir alle leiden, z. B. die Verbrechen gegen die Umwelt, für die die Schuldigen nur höchst selten zur Rechenschaft gezogen werden.“
Ihr Lieblingsroman mit Commissario Guido Brunetti ist deshalb auch der 2017 erschienene Krimi „Stille Wasser,“ in dem die Verseuchung der Lagune von Venedig thematisiert wird. „Im 20. Jahrhundert wurden giftige Industrieabfälle in der Lagune oft illegal entsorgt,“ erklärt Donna Leon. „Die Riesenkreuzfahrtschiffe, die bis zum Markusplatz vorfahren, wühlen nun all diese Giftstoffe wieder auf. Verseuchtes Wasser, verseuchte Böden, Bienen- und Artensterben, eine Zunahme von Krebserkrankungen sind eine Folge dieser Verseuchung – aber die Verursacher sitzen nicht im Gefängnis.“
Im langen und ungezwungenen Gespräch mit den Schülern und ihren Englischlehrkräften Helga Mantinger und Martin Trafoier ging die Bestsellerautorin auf alle Fragen ausführlich und locker ein. Sie schilderte, wie sie zum Schreiben kann („Nach einem Gespräch über einen ungeliebten Operndirigenten“), woher sie die Ideen für ihre Bücher nimmt („Notizen in Zeitungen“), warum sie schreibt („Weil es großen Spaß macht“) oder wie ihr die deutschen Verfilmungen gefallen (Nächste Frage, bitte!“). Ihr Name ist übrigens kein Künstlername, und auch Deutsch spricht sie ein wenig („Nur Babydeutsch!“), verriet sie.
Donna Leon ist auch mit dem Vinschgau gut vertraut. Sie ist hier regelmäßig zu Gast, genießt die Landschaft und das Essen. Im 19. Brunetti-Roman „Auf Treu und Glauben“ (2010) kommen übrigens auch Glurns und der Vinschgau vor.
Auch im Vinschger Wind Nr. 23 vom 15.11.2018 wird davon berichtet...