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Christopher Wendt über den politischen Katholizismus in der Zwischenkriegszeit

Besuch aus der Toskana

Am 18. November 2022 hielt der amerikanische Historiker Christopher Wendt, der an der European University in Florenz forscht, am Real- und Sprachengymnasium Schlanders einen Vortrag mit dem Titel „Mit Gott in die Neue Zeit: Glaube und Politik in Nordtirol nach dem Ersten Weltkrieg“. Den Inhalt hat der Referent folgendermaßen zusammengefasst: „In meinem Vortrag beleuchte ich eine oft übersehene Periode in der Geschichte des politischen Katholizismus in Nordtirol: die unmittelbare Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Kirche, die vor allem im Laufe des 19. Jahrhunderts eine Schlüsselrolle im politischen Leben des deutschsprachigen Tirols entwickelt hatte, verlor durch den langen Krieg erheblich an Vertrauen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit unternahmen die lokalen Geistlichen eine katholische Offensive, um den Platz der Kirche in der lokalen Gesellschaft zu sichern. Dazu gehörten die besondere Berücksichtigung heimkehrender Veteranen, die Durchführung von Volksmissionen und die Leitung von Initiativen zur Beschaffung neuer Glocken für Pfarrkirchen. Obwohl all diese Aktionen nicht ,politisch erscheinen mögen, trugen sie zur Reintegration der durch den Krieg zerrissenen lokalen Gesellschaften bei, indem sie die traditionellen katholischen sozialen Werte und Vorstellungen von Hierarchie bekräftigten - eine wichtige Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der politischen katholischen Hegemonie im so genannten ,Heiligen Land.“

Julian Lahner,

Fachgruppe Geschichte & Philosophie

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